25.11.2025
Heute ist der 25.11.2025 und damit der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Die höchste Form der patriarchalen Gewalt gegen Frauen äußert sich in Femiziden – also der Ermordung von Frauen durch Männer aufgrund ihres Geschlechts. Statistisch gesehen wird jeden zweiten Tag eine Frau in Deutschland von ihrem (Ex-)Partner getötet. Im vergangenen Jahr wurden 104 Frauen in Deutschland von ihrem (Ex-)Partner ermordet und damit Opfer von Femiziden, dabei beinhaltet diese Zahl nur die vollendeten Taten. Doch Femizide stellen nur die grausige Spitze des Eisbergs von Gewalt dar, denn diese beginnt schon viel, viel früher.
Häusliche Gewalt umfasst verschiedene Gewaltformen, die auf unterschiedliche Weisen ausgeübt werden können. Körperliche Gewalt, also Schlagen, Würgen, Fesseln oder mit Gegenständen werfen, stellt dabei die offensichtlichste Art der Gewalt dar. Weitere Gewaltformen sind versteckter, perfide und für Opfer von häuslicher Gewalt nicht immer als diese identifizierbar.
Was anfänglich noch als aufrichtige Sorge um das Wohlergehen der Partnerin misinterpretiert werden kann, entpuppt sich schnell als das was es ist: Der Versuch, Kontrolle über die Partnerin zu haben. „Wo bist du gerade? Was machst du? Mit wem triffst du dich? Mit wem arbeitest du?“. Schnell schlägt es um zu „Komm nach Hause. Willst du dich wirklich mit deiner Freundin treffen? Ich brauche dich so.“ bis es schließlich heißt „Wenn du nicht nach Hause kommst, wirst du sehen was du davon hast. Ich will nicht mehr leben und du bist schuld daran. Du hast mein Leben zerstört, du Drecksschla*pe.“ Standortkontrolle, das Handy durchsuchen, Anschreien, Beleidigen, Gewalt androhen, Abwerten, übertriebene Eifersucht, Belästigung durch SMS, Nachrichten oder Anrufen – Beispiele für typische (und in gewalttätigen Beziehungen fast täglich aufkommende) Verhaltensweisen von Tätern, die der emotionalen Gewalt zugeordnet werden.
Eine weitere Form der Gewalt stellt die ökonomische Gewalt dar – also die Kontrolle der Finanzen der Frau. Das Erzwingen oder Verbieten von Arbeiten, das Unterschlagen von Ausgaben oder Einnahmen, finanzielle und dadurch strukturelle Abhängigkeit erzwingen. All dies kann das Verlassen einer gewaltvollen Beziehung erschweren bis unmöglich machen.
Gewaltgeprägte Beziehungsdynamiken folgen meistens einem Muster. Die Gewalt nimmt zu, die Partnerperson wird immer weiter drangsaliert und destabilisiert, bis sie sich und ihrer eigener Warnehmung nicht mehr vertraut. Für Opfer von häuslicher Gewalt wird es zunehmend schwieriger, diese Gewalt als unrecht einzuordnen und klar zu bennenen, was eine Grenzüberschreitung darstellt.
Doch auch wenn sich Opfer von häuslicher Gewalt dieser bewusst werden – der Weg raus aus dieser Gewalt stellt sich nicht selten als schwierig und lebensgefährlich dar. Verschiedene Gründe können Betroffene davon abhalten, eine Trennung zu vollziehen – gemeinsame Kinder, Schwangerschaft, finanzielle Abhängigkeiten. Aber was ist, wenn sich eine Betroffene doch dazu entscheidet, sich zu trennen?
Eine starke (emotionale) Abhängigkeit von dem gewaltausübenden Partner erschwert das Loslösen aus einer gewaltvollen Beziehung, da häufig Muster einer Gewaltspirale vorliegen: auf eine gewaltvolle Eskalation folgen überschwängliche Entschuldigungen und die Absichtsäußerung, sich bessern zu wollen, in Therapie zu gehen, Liebesbekundungen. „Ich verspreche dir, das wird nie wieder vorkommen. Ich suche mir Hilfe, ich liebe dich einfach so sehr und kann meine Gefühle manchmal nicht kontrollieren.“
Wichtig an diesem heutigen, sowie an allen weiteren Tagen eines Jahres ist es, sich über die Bedeutung und das Ausmaß von Gewalt bewusst zu werden und diese erkennen zu können. Denn Gewalt gegen Frauen ist allgegenwärtig, nicht immer erkennbar, aber für Betroffene eine sehr reale Bedrohung der Freiheit, Selbstbestimmtheit und des Lebens.
Volle Solidarität mit Betroffenen! Kein Platz für Täter!