Veranstaltungsreihe Contre la nature

»Frau, erwache; die Sturmglocke der Vernunft verschafft sich auf der ganzen Welt Gehör; erkenne deine Rechte. Die mächtige Herrschaft der Natur ist nicht länger umringt von Vorurteilen, Fanatismus, Aberglauben und Lügen. Die Fackel der Wahrheit hat alle Wolken der Dummheit und der Anmaßung aufgelöst.«

appellierte Olympe de Gouges 1791 im Nachwort ihrer Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin. Ihre Hoffnung das sich durch die Aufklärung die Geschlechterhierarchie in eine Gesellschaft auflöst, welche bloß der Vernunft untersteht, erfüllte sich nicht.

Das Wesen der Frau blieb in der Vorstellung der Aufklärer der Natur verhaftet, während der Mann die Natur unter Angesicht ihrer Gesetze durch seinen Willen beherrscht. Der Mann wurde Subjekt und die Frau Geschlecht. Die beschworene Naturnähe der Frau meint nicht etwa eine Nähe zum Wald, sondern die Bindung an ihre (Geschlechts-)Natur. So werden zum Wesen der Frau bis heute allerlei Attribute wie Sinnlichkeit, Hysterie und Fürsorglichkeit gezählt, die im Gegensatz zur behaupteten Rationalität des Mannes stehen. Die Geschlechterungerechtigkeit konnten weder Aufklärung, Frauenwahlrecht, noch Antidiskriminierungsgesetze abschaffen. Die „Natur der Frau“ dient bis heute als Rechtfertigung für Ungerechtigkeiten wie, dass Frauen den Großteil der reproduktiven Tätigkeiten im Haushalt übernehmen müssen oder die Schlechterbezahlung im Beruf.

Mit der Veranstaltungsreihe wollen wir uns der Frage widmen, weshalb die Geschlechterungerechtigkeit die Gesellschaft die auf „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ basieren möchte bislang überlebte, wo ein möglicher Zusammenhang der Produktionsverhältnisse der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft mit dem bestehenden Geschlechterverhältnis besteht und wie es sich entwickelt. Wir wollen diskutieren wie eine materialistische Kritik des Geschlechterverhältnis aussehen kann, wo doch die Natur eine unverzichtbare Kategorie in materialistischer Gesellschaftsanalyse ist und auf der anderen Seite der Feminismus die Natur als unterdrückend der Kritik unterzieht. Außerdem wollen wir untersuchen, wie sich die Verfangenheit in der Geschlechterordnung auf unser konkretes Handeln auswirkt und die Chancen und Grenzen von Reflexionsprozessen diskutieren.

5.2. | 19 Uhr | FH | Naturgeschichte und Verweigerung – Vortrag und Diskussion mit Karina Korecky

20.2. | 19 Uhr | Bürger*innenwache | Abseits des Spülbeckens – Input und Diskussion

2.3. | 12 Uhr | Bürger*innenwache | Workshop: Kritische Männlichkeit

Veranstaltungsreihe in Kooperation mit dem Fem*ref Bielefeld.