Offener Brief an die Streikenden bei Hiro

Klassenkampf statt Standortlogik!
Solidarität mit dem Arbeitskampf bei Hiro Lift!

Liebe Streikende von Hiro Lift,

wir freuen uns sehr, dass ihr euch mit 95 Prozent für einen unbefristeten Streik entschieden habt und dadurch euren Forderungen nach einer Lohnerhöhung konsequent Nachdruck verleiht. Und das trotz den Drohungen eures Chefs Constantin Hein, Entlassungen und einen Standort-Wechsel durchzuführen.
Das eine solche Situation zu Existenzängsten führt ist vollkommen verständlich. Da wir als Arbeitnehmer_innen vom gezahlten Lohn abhängig sind, ist die Arbeitslosigkeit eine permanente existentielle Bedrohung. Arbeitslosigkeit ist in dieser Gesellschaft noch schlimmer als unter dem Tariflohn bezahlt zu werden. Unsere ökonomische Abhängigkeit vom Erfolg der Unternehmen darf sich aber unter keinen Umständen auf unsere Arbeitskämpfe übertragen. Wenn euer Chef oder Poltiker_innen den Erfolg von Unternehmen und Standort zum Gemeinschaftsprojekt erklären und behaupten, dass wir alle „in einem Boot sitzen“, ist das absoluter Quatsch!

Denn der Erfolg der Unternehmen für die wir arbeiten und der deutschen Wirtschaft im Allgemeinen geht immer auf unsere Kosten. Uns wird erzählt, wir müssten den Gürtel enger schnallen. Wir dürften die Lohnforderungen nicht zu hoch ansetzen. Und wir müssten uns mit Leiharbeit oder unbezahlten Überstunden abfinden. Und das alles damit der Standort der Unternehmen für die wir arbeiten nicht gefährdet wird und unser Chef in Zukunft nicht im Ausland produzieren lässt. Wir sehen: der Erfolg der Unternehmen und Deutschlands ist unser Nachteil. Deswegen dürfen wir nicht auf die alte Leier von Standortlogik hereinfallen und falsche Fronten aufmachen. Wenn Constantin Hein davon redet Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern und den Produktionsstandort in Deutschland zu schließen, schlägt er genau in diese Kerbe.

Er versucht euch gegen Lohnabhängige anderer Staaten dieser Welt auszuspielen. Doch dieses böse Spiel dürft ihr nicht mitspielen! Denn die marktwirtschaftliche Konkurrenz im Weltmaßstab ist kein Grund, sich mit eurem Chef zu verbrüdern! Arbeiter_innen auf der ganzen Welt werden mit dem Verweis auf den Standort ausgebeutet, doch die Grenzen verlaufen nicht zwischen den Nationen, sondern zwischen oben und unten. Die einen haben Geld, Fabriken und Maschinen, die anderen nichts als ihre nackte Arbeitskraft. Ein gemeinsames Interesse von den Beschäftigten und den Chefs der Unternehmen ist nichts als ein trügerischer Schein.

Wir dürfen uns daher nicht in Beschäftigte unterschiedlicher Standorte spalten lassen, sondern erkennen, dass es eines gemeinsamen Kampfes bedarf. Was wir als Arbeitnehmer_innen hier erkämpfen, kann nicht gegen Beschäftigte anderer Standorte ausgespielt werden und umgekehrt! Wenn sich Lohnabhängige überall auf der Welt solidarisch organisieren und hohe Löhne erstreiten, kann die Standortlogik und die damit einhergehende Drohung des Chefs ins Ausland abzuwandern nicht mehr greifen.

In diesem Sinne:
Kämpfen Hiro!
Wir stehen solidarisch an eurer Seite!

 

Mehr Infos zum Streik bei Hiro-Lift:

http://www.labournet.de/branchen/fahrzeug/kampf-um-anerkennung-der-tarifvertraege-der-metall-und-elektroindustrie-nrw-bei-hiro-lift-bielefeld/?cat=7659