[Demo] Gedenken heißt kämpfen 2023

„Mon­tag wer­den wir, wenn‘s gut geht, am Ziel sein.“
Das schrieb Thekla Lieber in einer ihrer Postkarten über ihre Deportation an ihre Kinder. Thek­la Lie­ber war Bielefelderin. Und sie war Jü­din. Im Juli 1942 wurde sie vom Sam­mel­la­ger Kyff­häu­ser aus deportiert. Sie wird nach Auschwitz gebracht. Niemand aus der Deportation überlebte. Das Bild unseres diesjährigen Aufrufes zur „GedenkenheißtKämpfen“ Demonstration zeigt, wie Thekla und auch viele andere Jüd*innen Briefe und Nachrichten aus den Deportationszügen warfen.
Bereits im November 1938 musste Thekla mitansehen, wie das Geschäft ihrer Familie zerstört wurde.
In der Nacht vom neunten auf den zehnten November 1938 machten sich SS-Männer in schwarzen Uniformen auf den Weg zur Synagoge in der Turnerstraße. Dort nutzten sie Brandbeschleuniger und Werkzeuge der Feuerwehr, um das jüdische Gotteshaus gezielt zu zerstören.

Dass diese Schreckenstat nicht allein vom faschistischen Regime ausging, sondern von breiten Bevölkerungsteilen Unterstützung erfuhr, verdeutlichte sich durch die gaffende Menge, durch Schulkinder, die frei bekamen, um an dem historischen „Schauspiel“ teilhaben zu können, durch eine Feuerwehr, die erst nach Stunden anrückte – nicht, um den Brand zu stoppen, sondern einzig und allein, um ihn von den Nachbarhäusern fernzuhalten.
Wie tief verwurzelt die Entmenschlichung von jüdischen Menschen und der Hass auf jüdisches Leben in der deutschen Gesellschaft bereits war, konnte auch an der Reaktion auf die Pogromnacht beobachtet werden, in der nicht nur die Synagoge zerstört, sondern 17 jüdische Geschäfte in Bielefeld verwüstet und teilweise geplündert wurden. Die Aktion stieß allgemein auf Zustimmung, es gab kaum öffentlichen Widerspruch.

Der 9. November 1938 markierte den Übergang von der Diskriminierung und Entrechtung von Juden*Jüdinnen in Deutschland hin zur systematischen Verfolgung und Vernichtung jüdischen Lebens. So wurden in der Pogromnacht bereits dutzende Juden*Jüdinnen verhaftet und nach Buchenwald gebracht, wo sie unter menschenunwürdigen Bedingungen gefangen gehalten wurden. Einige fanden dort bereits den Tod.
In einer Zeit, in der rechte Parteien in Europa im Aufwind sind, haben wir eine besondere Verantwortung rechten Bewegungen und Antisemitismus entschlossen entgegenzustehen. Es ist an uns sicherzustellen, dass es solche Schreckenszeiten nie wieder geben kann.

Kommt deshalb zur antifaschistischen Gedenkdemonstration am Jahrestag der Novemberpogrome, denn Gedenken heißt kämpfen!